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Wiesn Tradition - Runde Jubiläen auf dem Oktoberfest

Das Oktoberfest in München ist weltweit das Volksfest der Superlativen.
Aber wer steckt hinter diesem Erfolg?

Einen riesigen Beitrag leisten, neben der Festleitung und den Wiesnwirten, die vielen Schausteller, Marktleute und Lieferanten. Ausserdem die Behörden und Unternehmen die für Ordnung und Sicherheit sorgen.

Wir stellen einige der Beteiligten vor. Menschen und Familien die auf der Wiesn fast unglaubliche Traditionen vorzuweisen haben. (Zahlen der Jubiläen Stand 2014)...

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Familie Sarcletti

135 Jahre Eiskultur auf der Wiesn
Seit 1879 kreiert die Familie Sarcletti köstliche Eis-Spezialitäten für Wiesngänger. Vor 125 Jahren war Speiseeis in der bayrischen Landeshauptstadt ein absolutes Novum. Damals kredenzte Peter Sarcletti (Begründer der Sarcletti-Dynastie) sechs Eis-Sorten (Vanille, Schokolade, Haselnuss, Waldmeiste, Zitrone und Erdbeere) an seinem Eis-Wagerl auf dem Oktoberfest.

Das "Gefrorene", wie man das Eis damals nannte, wurde in Holzfasseln angeboten. Gekühlt wurde es mit Viehsalz und Roheis, das man zwischen Holzfassl und Steingutschalen einfüllte und stets erneuern musste.

Heute betreibt Enkel Otto Sarcletti den modernen Sarcletti-Stand mit bis zu 25 Eis-Sorten, Schokoherzen, Lebkuchen und andere Leckereien.

90 Jahre Krinoline

Original erhaltene Nostalgie
Einst benannt nach dem schwingenden Reifrock der feinen Damen früherer Zeiten, schwingt es noch heuteauf der Wiesn. Karussells wie die Krinoline gehören neben den Schaukeln zu den ersten Fahrgeschäften auf dem Oktoberfest.

Diese Karussellart ist mit Vorläufern aus den 1890er Jahren bekannt, der Name taucht um 1900 auf. Die Konstruktion mit schwankender Plattform wurde lange Zeit per Hand in Schwung gebracht. Erst 1909 brachten Elektromotoren Fahrgeschäfte dieser Art in Schwung. Noch mit Muskelkraft betrieben wurde die Krinoline 1924, als sie erstmalig auf dem Oktoberfest die Münchner begeisterte.

Als um 1937 die Zugspitzbahnen als Neuheit zur gefährlichen Konkurrenz wurden, modernisierte Krinoline-Besitzer Michael Grossmann das Fahrgeschäft mittels elektrischem Antrieb. Zusätzlich engagierte er eine Blaskapelle, die die Karussellfahrt mit Stimmungsmusik begleitete.

85 Jahre TÜV

Geprüfter Wiesn-Spass
Eine "Abnahmebesichtigung zwecks Nachprüfung der Standfestigkeit der fliegenden Bauten", wie es im Auftrag von 1929 hiess, führen die TÜV-Ingenieure auch heute noch durch. Damals erfolgte die Begehung von nur einem Sachverständigen am Tag vor der Eröffnung. Heutzutage sind schon Monate vor dem Start der Wiesn rund 20 Sachverständige mit den Prüfungen beschäftigt. In der Woche vor dem Festbier- Anstich werden dann die High-Tech-Fahrgeschäfte kontrolliert.

Auf der Wiesn sorgen TÜV-Ingenieure der Fachrichtungen Maschinenbau, Bauwesen und Elektrotechnik bzw. Elektronik gemeinsam für den gefahrlosen Fahrspass. Inzwischen hat die Abteilung "Fliegende Bauten" der TÜV Industrie Service GmbH TÜV SÜD Gruppe einen international anerkannten Ruf und ist weltweit tätig.

80 Jahre Toboggan

Nur noch auf dem Münchner Oktoberfest
Rutschbahnen gab es seit dem frühen 19. Jahrhundert. 1906 baute der Badener Anton Bausch nach Pariser Vorbild den wahrscheinlich ersten deutschen Toboggan, eine ursprünglich amerikanische Turmrutschbahn. "Toboggan" stammt aus der Sprache der kanadischen Algonkin-Indianer, und bezeichnet einen leichten Schneeschlitten.

Auf dem Oktoberfest 1908 standen drei dieser personalaufwendigen Toboggans zum Vergnügen der Zuschauer wie der Rutschenden bereit - die Turmauffahrt der Kunden mittels Förderband entbehrte nicht der Komik, die sanfte Rutschfahrt machte Spass. Dem ist noch heute so auf der Wiesn und dies einmalig in Deutschland. Für die Reise ist dieses Traditionsgeschäft von Astrid Konrad nicht mehr rentabel.

Alexander Soinsky

Seit 60 Jahren im Wiesnfieber
"Ich bereue nichts und würde den gleichen Weg wieder gehen", resümiert Alexander Soinsky (94). Aus dem zerbombten Dresden verschlug es den Marktkaufmann Alexander Soinsky (94) mit seiner Familie nach Niederbayern. 1950 bekam die Familie dann eine Zuzugsgenehmigung nach München.

1954 erhielt der bekannt und bewährte Marktkaufmann einen Mastenplatz auf dem Oktoberfest. Luftballons, Plüschtiere und alles, was Kinder mögen, gehörten zum Sortiment. Vor sieben Jahren wechselte Alexander Soinsky das Angebot und bezog einen der städtischen Stände (Souvenirs). Zusammen mit Tochter Karin und Schwiegersohn Adolf betreibt er als Seniorchef weiterhin das Wiesn-Geschäft, das sein Jungbrunnen ist. Trotz des hohen Alters geniesst er immer noch das geliebte Oktoberfest und riskiert bei feschen Trachtenmaderln durchaus noch einen prüfenden Blick.

Elisabeth Agethen

35 Jahre Mandeln mit Schuss
Eine erfreuliche Überraschung war es für Elisabeth Agethen, als sie vor 25 Jahren kurzfristig die Zulassung für einen Standplatz auf der Wiesn erhielt. Damit gerechnet hatte sie jedoch nicht mehr und den eigenen Stand bereits verliehen. Mit viel Glück konnte sie über Nacht einen neue Bude organisieren.

Ihren gebrannten Mandeln ist Elisabeth Agethen bis heute treu geblieben. Über die Jahre hinweg hat sie es geschafft, ihre Brennkunst zu perfektionieren. Dabei spielt es keine Rolle, welche Nusssorten veredelt werden sollen. Gab es vor 25 Jahren nur Erdnüsse, Mandeln und Haselnüsse, reicht das Angebot heute von Sonnenblumenkernen über Kürbiskerne bis hin zu Pinienkernen. Das "Wiesnvirus" ist schon längst auch auf die beiden Töchter übergesprungen. Manuela hat einen eigenen Spielwarenstand und Annemarie hilft kräftig im Mandelstand mit.

Eberhard Berberich

35 Jahre Retter in der Wiesn-Not
Leitungen, Schläuche und Kanister - das ist auf dem Oktoberfest seit 25 Jahren das Fachgebiet von Eberhard Berberich. Als Mitarbeiter des Referats für Gesundheit und Umwelt im Bereich Gesundheitsschutz kümmert er sich seit 25 Jahren um die Trinkwasserversorgung und die Trinkwasserbezieher auf der Wiesn. Vom Bierzelt bis zum Mandelbrenner, alle brauchen Wasser zum Spülen, zum Händewaschen und zur Lebensmittelzubereitung.

Durch seine genauen Kenntnisse vom Abwassernetz des Oktoberfestgeländes rettete er auch schon einmal das Hofbräuzelt vor der sicheren Schliessung wegen Kanalbruchs.

In einem Jahr geht Eberhard Berberich in Pension und eins ist sicher - den Wiesnaufbau, bei dem er immer das Gefühl hatte, Teil einer grossen Familie zu sein, den wird er vermissen.

Manfred Fleischmann

35 Jahre Behördenschiessen
Als ehemaliger Stadtrat nahm Manfred Fleischmann 1976 am Stadtratsschiessen bei den Armbrustschützen teil, fand Gefallen an diesem Sport und blieb ehrenamtlich bis heute der Armbrustschützengilde verbunden.

1979 initierte der ehemalige Gildenschreiber und heutiges "Mädchen für alles" auf Anregung der Wiesn-Beschicker das legendäre "Behördenschiessen auf dem Oktoberfest". Zwei Stunden lang messen sich jedes Jahr 12 bis 14 Mannschaften aus Behördenvertretern, Schaustellern und Marktkaufleuten im Armbrustschiessen.

Anneliese und Hermann Haberl

35 Jahre Wiesn-Wirtsleut
Kurz vor Zapfenstreich am letzten Wiesn-Tag steht Hermann Haberl auf der Bühne seiner Festhalle, der Ochsenbraterei, und bläst mit seiner Trompete der Wiesn das Licht aus. Dieses Ritual wiederholt der Niederbayer bereits seit 1980, seit er Wirt des traditionsreichen Wiesnzeltes geworden ist. Wiesn-Wirtsleut sind er und seine Frau Annemarie aber schon seit 1979, als beide (zur Krönung einer beispielhaften Gastronomie-Karriere) Wiesn-Wirte in der Schützenfesthalle wurden.

Denn trotz seiner beispiellosen Gastro-Karriere (u.a. Restauration und Biergarten am Chinesischen Turm, Michaeligarten, Drehrestaurant Olympiaturm, Seecafe, etc.) ist und bleibt die Arbeit auf dem Oktoberfest die Erfüllung eines Traumes.

Familie Lange

35 Jahre süsse Versuchung
Gleich zwei Generationen der Familie Lange starteten vor einem Vierteljahrhundert ihre Wiesn-Karriere - Stanislawa und Norbert Lange Senior mit einem Feinkoststandl, Monika und Norbert Lange Junior mit einem Mandlstand.
25 Jahre später brennt Stanislava Lange Mandeln für die Wiesn-Besucher. Heuer rüstige achtzig Jahre alt geworden, lässt sie sich von Enkelin Marina Lange unterstützen.

Monika und Norbert Lange sind 1982 auf glasiert Früchte umgestiegen. Seit drei Jahren gibt es bei der Familie Lange auch Schokobananen und Schoko-Äpfel in Bioqualität. "Ganz besonders g'schleckerte Fans sind übrigens die Italiener, vor allem die männlichen. Die kaufen sich einen Schokospiess und kommen dann noch fünfmal wieder".

Evzen Petrlik

35 Jahre Wiesn-Heimat
München ist für Evzen Petrlik zur zweiten Heimat geworden und das Oktoberfest ist seine grosse Liebe! Ein erster Besuch des Oktoberfestes bestärkte den passionierten Biertrinker in seinem Entschluss, da das süffige Oktoberfestbier als guter Ersatz für das tschechisches Bier gelten kann - ein Stück Heimat in der Fremde. 1979 bewarb er sich mit Speiseeis auf dem Oktoberfest und wurde zugelassen.

Wetterbedingt war seine erste Wiesn ein Fiasko - es war so kalt, dass er Glühwein verkaufen durfte. Im nächsten Jahr bewarb er sich mit wetterunabhängen Souvenirs und Scherzartikel und steht seitdem auf der Wiesn inmitten von lustigen Plüschtieren und Scherzartikel aller Art.

Michael Schifferl

35 Jahre ein Herz für die Wiesn
Die Arbeit mit den süssen Leckereien gefällt dem gebürtigen Münchner sehr. Viel mehr als der Schiesswagen, mit dem er 1979 erstmals auf dem Oktoberfest zugelassen wurde. Nicht nur, weil er selbst ein Schleckermaul ist, sondern besonders wegen der freundlichen Kundschaft. Da nimmt der 45jährige es gern in Kauf, dass das Drücken der Zuckergusstuben eigentlich Schwerstarbeit. (Die Zuckerschreibkunst lernte Schaustellersohn Schifferl übrigens bei einem Konditor.)

Schifferl stieg 1998 auf die Herzlmalerei um, die er sehr kreativ betreibt - Logoherzen und der Wiesn-Wastl schmücken seine diesjährige Kollektion. Im Internet können weltweit die Schifferl-Herzen geordert werden - zum Geburtstag, zur Hochzeit oder - zu einem Jubiläum.

Helmuth und Monika Simeth

35 Jahre Andenken mit Charme
Auf Tücher aus Seide setzen Helmuth und Monika Simeth an ihrem Andenkenstand. "Qualität ist in und Ramsch out", dieses Fazit können die Eheleute aus 25 Jahren Wiesn-Erfahrung ziehen.

Mit Unterstützung seiner Frau gelang vor 25 Jahren mit viel Glück der Einstieg ins Wiesn-Geschäft. Als geborener Münchner war für Herrn Simeth die spontane Idee, einen Stand auf dem Oktoberfest zu haben, nur natürlich. Glücklicherweise gab es vor 25 Jahren gerade einen Generationenwechsel auf der Wiesn und deshalb hatte die junge Familie auf Anhieb einen der begehrten Standplätze ergattern können.

Waltraud Stark-Röttgen

35 Jahre Wiesn-Nussparadies
Bereits seit zehn Jahren verfeinert Waltraud Stark-Röttgen in ihrem Nostalgiewagen insgesamt 13 Nusssorten aus aller Welt. Ihr Geheimnis für extra knuspriges Nussvergnügen - Die Mandeln mit wenig Wasser vorkochen und Zucker nur in Massen verwenden.

Bis zum Mandelbrennen war es jedoch ein langer Weg. Begonnen hat Frau Stark-Röttgen vor 25 Jahren auf dem Oktoberfest mit einem Andenkenstand. Drei Jahre später kam sie durch Zufall zu einem Herzlstand, bis sie dann endlich vor zehn Jahren eine Wiesn-Zulassung fürs Mandelbrennen bekam. Damit gründete sie mit ihren Töchtern Bianca und Daniela eine Familientradition.

Manfred Zehle

35 Jahre Fahrvergnügen
Ein eignes Geschäft auf der Wiesn betreibt Manfred Zehle seit 25 Jahren. Aber Wiesn-Luft geschnuppert hat er schon als ganz kleiner Bub. Bereits als Einjähriger begleitete er seine Eltern 1949 auf das "Herbstfest", wo sie einen Mandelstand betrieben. Die Familie betreibt heute noch den Musikexpress.1972 erwirbt Manfred ein eignes Fahrgeschäft, (Round-Up), mit dem er 1979 dann zum ersten Mal auf der Wiesn zugelassen wurde.

Auch er sammelt seine Erfahrungen mit verschieden Fahrgeschäften und sorgt seit 1997 mit seinem Top Spin für Wiesn-Gaudi. Bereits seit 1971 setzt sich Zehle im Verband der Bayerischen Schausteller und Marktkaufleute (BLV) (zuletzt im Vorstand) engagiert und erfolgreich für die Belange seiner Kolleginnen und Kollegen ein.


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Quelle Bilder und Infos:
Bilder Krinoline (s/w), Infos TAM / RAW / Wiesnteam

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